Von Museen und Rittern - ein Glücksfall

Kurz vor den schicksalhaften Jahren der Pandemie streifte ich des Sommers unbesorgt durch das Kunsthistorische Museum Wien, genauer gesagt (und ganz speziell) die Hofjagd- und Rüstkammer, bewaffnet mit der Digitalen, und transpirierend wie eine Wildsau bei der Hatz. Während ich so Bild nach Bild nach Bild schoss, erwähnte ich Herself gegenüber: "Früher gab es mal eine ganze Menge von diesen Rüstungen als Bausatz!"

Was antwortete sie? "Und die hast Du nicht ...?" Challenge? Challenge!

Ich versuchte, mich zu erinnern - es gab da doch vier Bausätze von Imai, so in den frühen 1980ern. Einen hatte ich mal. Nie gebaut, irgendwann gewinnbringend verkauft. Imai ist lange weg vom Fenster. Also, vielleicht, bei eBay? Wie Marcel Proust, Madeleine in der Hand, sagen würde: "À la recherche des kits perdus."

Und siehe, gerade endete eine Auktion. Verpasst.

Was aber hatte ich genau verpasst? Vier komplette Bausätze in den USA, vom Preis her durchaus human, einer sogar noch original eingeschweißt. Aber die Auktion war vorbei, ohne Verkauf. Naja, hat nicht sollen sein.

Am nächsten Morgen ... war die Auktion wieder eingestellt, gleicher Preis, und ich gab ein Gebot ab. Das Mindestgebot, russisches Roulette für sparsame Sammler eben. Gleichzeitig stellte ich mit Hilfe der Modellbau-Archivseite Scalemates fest, dass mein Gedächtnis nachlässt: Es gab nicht vier, sondern sechs Bausätze in der Serie. Aber erstmal abwarten, was mit der US-Auktion passiert. Ende irgendwann Montag um Mitternacht. Und dann die Überraschung am Morgen danach - ich war der einzige Bieter (obwohl ein halbes Dutzend Hansel die Auktion "beobachteten"), und nach einem schnellen PayPal-Besuch war das Paket auch schon auf dem Weg.

Fehlten aber immer noch zwei Bausätze.

Wieder eBay durchforstet, diesmal in Deutschland, Ausbeute mau. Bis ich dann auf einen Schweizer Verkäufer stieß, der zwischen allerlei Kruschtkram genau die zwei fehlenden Kits anbot, einzeln, aber ebenfalls zu normalem Preis. Nach kurzer Nachfrage wegen Porto ("Ja, kann beide zum gleichen Preis schicken!" nenne ich fair) erfolgte der Sofortkauf. Und schon war auch dieses Päckchen unterwegs.

Warum das nun so geklappt hat?

Beim US-Verkäufer tippe ich einfach mal darauf, dass es am Gebinde lag - wer kauft schon vier Bausätze, wenn er dann welche doppelt hat, oder einige gar nicht haben will? Dass der Einzelpreis für jeden Bausatz im Gebinde weniger als 50% der jeweils niedrigsten Individualpreise bei anderen Auktionen war, und auch das Porto so niedriger, das zählt dann wohl weniger. Beim Schweizer Verkäufer zeigte sich wieder der Unterschied zwischen Modellbauern und Fanatikern (oder Spekulanten), glaube ich ... denn es fehlte schlicht die Originalverpackung. Mir Wurscht.

So, jetzt habe ich also im post-pandemischen Zeitalter die komplette Sammlung der Imai-Ritter hier liegen ... bezahlt wurden (allerdings inklusive Porto und so) rund 300% des Ladenpreises von 1984, aber das sehe ich selbst bei handelsüblichen Kits mittlerweile als die Norm an. Leider. Und jetzt muss ich die nur noch bauen. Aber ich bin ja noch jung ... 

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