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Friedhof der Kuscheltechnologie

Aus gegebenem Anlass musste ich den Dachboden, irgendwann mal als "Man Cave" vorgesehen, etwas bereinigen ... der Weg zum Wertstoffhof steht an, und so sollen dann Papier- und Pappdinge den Weg alles Irdischen gehen. Zur Reinkarnation freigegeben. Und als ich so sinnierte, was weg kann (eigentlich alles, oder mindestens 90%, denn es lagert seit Jahren unvermisst da oben), da schweifte mein Blick auch auf einige Elektrosachen. Die ich gleich mitnehmen könnte. Mal sehen, was ich so aus dem Gedächtnis zusammenkriege: VHS Rekorder, Compact Cassette Deck, CD Spieler, zwei Satellitenempfänger, Equalizer, Tuner, Scanner, Drucker, 4:3 Monitor, analoger 4:3 Fernseher, kaputte Digitalkamera, noch 'ne kaputte Digitalkamera, gleich fünf obsolete Handys. Ich glaube, ich muss doch zweimal fahren. Und einmal in Social Media fragen, ob noch irgendein Mensch Interesse an zwei Kisten VHS-Filmen hat. 

Vanitas - Poznanski mit wenig Nachhall

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Dank sei Onleihe und dem Goethe-Institut, nun konnte ich auch Ursula Poznanskis "Vanitas"-Trilogie in einem Rutsch lesen. Immerhin ein Bestseller im deutschsprachigen Raum. Muss man wohl als Literaturfreund und Krimifan dann mal angehen. Aber am Ende kann ich sagen: So einen echten Nachhall spürte ich nicht in meinem Kopf. Oder Bauch. Die drei Bände ("Schwarz wie Erde", "Grau wie Asche" und letztlich "Rot wie Feuer", welch symbolistische Titel, der tot geglaubte Phönix oder so wird angedeutet) waren an sich ein kurzweiliges Leseerlebnis. Keine Frage, auch der Thriller-Effekt war da, hin und wieder ging es sogar kriminalistisch zu. So weit, so gut. Und insgesamt hätte die Trilogie genug Stoff für einen Fernsehkrimi, vielleicht einen Zweiteiler. Denn wirklich viel passieren tut eigentlich nicht. Die Heldin (oder Antiheldin) wurschtelt sich durch ihre kleinkriminelle Vergangenheit, die im Zeugenschutzprogramm endete, und hat so viel Angst, dass weit

Retfærdighedens Ryttere - Dänemark tiefschwarz

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Der dänische Film "Retfærdighedens Ryttere", auch unter "Riders of Justice" oder "Helden der Wahrscheinlichkeit" bekannt, lief mir neulich in einer Mediathek über den virtuellen Weg. Nach der Beschreibung wohl auf meiner Linie ... sozusagen die Olsenbande mit Christopher Brookmyre gekreuzt. Des Abends mit Herself angesehen. Und wir haben beide herzlich, laut und lange gelacht. Allerdings so ein tiefes Bauchlachen, das man sich für die besonders makaberen Scherze vorbehält. Denn ein Schenkelklopfer ist dieses Rachedrama weniger. Eher die Tragödie einer zusammengewürfelten Gruppe von Einzelgängern und Verlierern, die Dank einer kleinen, statistischen Unreinheit die Welt verändern wollen. Oder: Glauben, zu müssen. An bekannten Schauspielern ist allenfalls Mads Mikkelsen zu nennen, der den stoischen, gestörten Kriegsveteranen ohne jede Regung gibt. Der Rest der Riege, ein behinderter Mathematiker, ein Computergenie in Dauertherapie, ein heftig übergewichtiger

Death's Game - der Tod ist eine Meisterin aus Korea

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Auf Streaming-Diensten schon nahezu weltweit mit Untertiteln verfügbar, ist "Death's Game" eine relativ neue Produktion aus Südkorea - erst Mitte Dezember 2023 kam die erste Episode zur Ausstrahlung. Die Vorgabe ist relativ einfach, und typisch koreanisch: Choi Yee-jae rackert sich nach einem verpassten Vorstellungsgespräch jahrelang ab, um eine zweite Chance zu bekommen, bekommt nochmal einen Termin, aber keinen Job, seine Freundin scheint auch einen anderen Mann im Auge zu haben ... also klettert er auf das nächstbeste Hochhausdach, hinterlässt einen bitteren Abschiedsbrief, und springt in die scheinbar so erlösende Tiefe. Grober Fehler. Da seine Zeit noch nicht wirklich gekommen war, und er das (recht unsaubere) Ableben als einfachen Ausweg, als reines Instrument beschreibt, macht er sich einen Todfeind. Und zwar Tod selber. Hier in der Gestalt einer sehr attraktiven jungen Frau, deren generelle Attitude Choi gegenüber am einfachsten mit "vollkommen genervt"

Der Mensch May entblößt

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Dieser Tage gönnte ich es mir einmal wieder, Karl May im Original zu lesen. So, wie der "Mayster" selber bei Erstveröffentlichung schrieb, ohne Revision im späteren Leben, ohne Verstümmelung durch mehr oder minder wohlmeinende (oder gar talentierte) Herausgeber und Bearbeiter. Sozusagen Karl May nackt und pur, Karl May entblößt. Schon nach dem märchenhaften Beginn, der Heraufbeschwörung alter Zeiten in Sachsen, war ich in der typisch May'schen Welt gefangen. Eine Welt, in der sich (gelegentlich fehlerbehaftete) Realität mit der Fiktion mischt, in der es fast nur den überhöht dargestellten Karl (oder zumindest eines seiner Alter Ego, das vermischt sich ja) als Lichtgestalt der Gerechtigkeit gibt. In der nahezu alle anderen Menschen Statisten, Zuträger des Helden, oder schlicht Schurken sind. Eine Traumwelt, die ein ganz eigenes Weltbild, eine ganz eigene Moral hat. Alles geprägt vom Charakter des Schriftstellers.  Und ich war ... angeekelt. Nun ist es Zeit, Zeugnis abzuleg

Die Legende vom großen Knall

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Ich beschäftige mich immer wieder gerne mit dem Thema "Legenden" - auch der Beobachtung von Legenden im Larvenstadium. Also gewissermaßen in dem Moment, wo sie noch nicht etabliert, aber auf dem besten Weg dahin sind. Und eine solche Legenden-Larve fand ich bei der Ausstellung des örtlichen " Camera Club " (also begeisterte und oft begnadete Fotoamateure), wo ein mehr oder minder unspektakulärer Schnappschuss einer Statue bei Belturbet (County Cavan) meine Aufmerksamkeit erregte. Der "keltische" Krieger an der N3, am Übergang nach Nordirland, der unter dem allfälligen Motto " Peace for All " seine Maid in die Arme schließt.  Nun ist diese Statue, trotz ihrer sicher tiefsinnigen Platzierung an der sogenannten Senator George Mitchell Peace Bridge, für mich nie ein grosses Kunstwerk gewesen, eher nichtssagend. Und die Aufnahme in der Ausstellung ging für mich auch nicht unbedingt in den Olymp ein, wirkte ebenso nichtssagend. Was der Aufnahme aber

Von Museen und Rittern - ein Glücksfall

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Kurz vor den schicksalhaften Jahren der Pandemie streifte ich des Sommers unbesorgt durch das Kunsthistorische Museum Wien , genauer gesagt (und ganz speziell) die Hofjagd- und Rüstkammer , bewaffnet mit der Digitalen, und transpirierend wie eine Wildsau bei der Hatz. Während ich so Bild nach Bild nach Bild schoss, erwähnte ich Herself gegenüber: "Früher gab es mal eine ganze Menge von diesen Rüstungen als Bausatz!" Was antwortete sie? "Und die hast Du nicht ...?" Challenge? Challenge! Ich versuchte, mich zu erinnern - es gab da doch  vier Bausätze von Imai, so in den frühen 1980ern. Einen hatte ich mal. Nie gebaut, irgendwann gewinnbringend verkauft. Imai ist lange weg vom Fenster. Also, vielleicht, bei eBay? Wie Marcel Proust, Madeleine in der Hand, sagen würde: "À la recherche des kits perdus." Und siehe, gerade endete eine Auktion. Verpasst. Was aber hatte ich genau verpasst? Vier komplette Bausätze in den USA, vom Preis her durchaus human, einer sog